Leben im Dorf
Viele Ortschaften im Großraum der Landeshauptstadt Stuttgart haben ihren ursprünglichen ländlichen Charme längst verloren. Münchingen - die „Perle des Strohgäus“ – konnte seinen dörflichen Charakter im Ortskern hingegen bewahren. Einst zählte es zu den reichsten und größten Dörfern im Herzogtum Württemberg.
Münchingen wurde 1720 durch das von Herzog Eberhard Ludwig erlassene Recht, einen Jahrmarkt am Matthäustag (21. September) abzuhalten, zum Marktflecken. Das Fleckenzeichen zeigt eine Pflughafte (Befestigungshaken am Pflug) sowie den Großbuchstaben „M“ für Münchingen. Diese Symbole wurden in das seit 1952 gebräuchliche Ortswappen in den Farben Gelb und Blau übernommen.
Das Schloss der Herren von Münchingen sowie prächtige Fachwerkbauten wie das Rathaus, der Spitalhof oder das „Hengelhaus“ prägen bis heute das Ortsbild. Aber nicht nur die repräsentativen Wohnhäuser zeugen vom einstigen Reichtum der Bauern sondern auch die imposanten Scheunen, die zu den Hofanlagen gehörten. Die dörfliche Struktur wurde von starken sozialen Unterschieden bestimmt. Neben Großbauern gab es kleine ärmliche Höfe, von denen heute nur noch wenige erhalten sind.
Bis ins 19. Jahrhunderts waren der Anbau von Getreide sowie der Weinbau die wichtigsten landwirtschaftlichen Erwerbszweige. So kamen die Münchinger auch zu ihrem Spitznamen Hoba (=schwäbisch für ein Erntemesser, das im Weinbau und in der Landwirtschaft verwendet wird). Hoba steht sinnbildlich für den selbstbewussten eigenwilligen Charakter der Münchinger Einwohner, auf den sie bis heute stolz sind. Seit 1987 findet jährlich im Juni das vom Heimatverein initiierte „Hoba-Fest“ statt.